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  • AutorenbildKristin

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne. (Hermann Hesse)

Nun starten auch wir als letztes Bundesland zurück in den Schul-Alltag. Dieser Geruch, der sich über die letzten Spätsommertage legt und mit den ersten Herbstimpressionen vermischt, fühlt sich jedes Mal magisch an und kribbelt auf der ganzen Haut. Das Alte ist noch nicht ganz beendet, das Neue kündigt sich an und beides vermischt sich. Aus dieser Synästhesie erschafft sich etwas ganz Eigenes, das uns zurück an unsere eigenen Lebensanfänge wirft. Umso eindrücklicher, da meine erste Tochter genau in diese Koexistenz hinein geboren wurde. Ich sehe ihren Vater und mich noch immer auf einer Bank auf einer Anhöhe sitzen und den Bodensee mit seinen Spätsommerstrahlen und leichten Nebelschwaden überblicken, den Kinderwagen neben uns, unser Baby zwischen uns, ein Buch zum Lernen in der Hand. Obwohl die Jahre so schnell vergangen sind, wiederholt sich dieses Gefühl jährlich und wird mir jetzt erst richtig bewusst. Gestärkt mit etwas Sommerbräune, Schlaf und geordneten Häusern und Leben stürzen wir uns wieder in den Alltag. In neue Fluten, die uns schon am ersten Tag, in der ersten Konferenz, das rauschende Meer mit seinen Wellen fühlen lassen. Nun liegt es an uns zu entscheiden: lasse ich mich auf dieses Spiel des Ozeans ein und schwimme mit den Wellen oder bin ich zaghaft und bleibe am Ufer oder lasse mich schnell von meinem Board werfen? Jedes Jahr fühlt es sich wieder so an, als wir am Anbeginn und einer Weggabelung stehen, an der wir uns entscheiden können: Wie möchte ich das kommende Jahr verbringen? Wie viel möchte ich investieren? Worin möchte ich investieren? Was ist mir wichtig? Das meiste davon wird bis Weihnachten erledigt, dann erfolgt die erste Zwischenbilanz. Was mache ich mit meiner Angst vor dem drohenden Winter, dem nebeligen Grau und Einerlei des Alltags, in dem ich zu versinken drohen werde? Schaffe ich es, mich an meine Vision für dieses Jahr zu erinnern? Schaffe ich es auch dieses Jahr, meine Kinder an Weihnachten hälftig ihrem Vater zu geben und diese Tage alleine zu verbringen? Wie werde ich es für viele Monate im Dunkeln aus meinem Bett schaffen, wenn meine Energie sinkt? Habe ich genügend Licht und Wärme in meinem Haus, um die langen Winterabende mit einem guten Gefühl nicht nur zu überstehen, sondern zu leben? Diese Gedanken sind es, wenn sich der Sommer dem Ende zuneigt und sich an den Herbst übergibt. Wenn meine Tochter mit ihrer Geburtstagsparty praktisch den Jahreszeitenwechsel feiert, nachdem es jährlich kälter wird. Wenn ich die ersten Herbstfrüchte, Birnen, Äpfel und Trauben aus neuer Ernte, vielleicht auch Neuen Wein mit Dahlien, Astern und Chrysanthemen, den Blumen meiner Oma und später meiner Mutter, auf meinem Tisch stehen habe. Wenn meine Kinder das erste Mal wieder ihren Schulweg antreten und abends erschöpft wiederkommen, beides bald im Dunkeln. Wenn es anfangen wird tagelang zu regnen und ich dick eingemurmelt mit dem Hund in den Wald gehen werde. Wenn alle Hoffnung auf dieses weitere besondere Jahr im Novembergrau zu kippen droht. Dann wird es schön sein, sich an dieses Flirren in der Luft und die Vorahnung des Wechsels zu erinnern, sich selbst gut zuzureden und sich auf ein weiteres Jahr im Rhythmus der Jahreszeiten zu freuen, das sicherlich gut werden wird und in dem wir weiter wachsen werden.




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